Der Umgang mit dem Tod und mit der Verabschiedung von Verstorbenen wird sowohl kulturell als auch individuell sehr unterschiedlich gehandhabt. Selten erwartet man aber Szenen unfreiwilliger Komik in all der Tragik. Doch auf genau die stößt Jun, Ex-Mann der plötzlich und viel zu früh verstorbenen Kaoru. Als ihr nächster Angehöriger wird er zum in Japan üblichen Ober-Trauernden ernannt. Er schwelgt während der Beerdigungszeremonie melancholisch in Erinnerungen an seine frühere Frau und trifft dabei auf die verschiedenen Menschen aus ihrem Leben, auf die sie gute Eindrücke, aber auch entscheidend negative hinterlassen hat. Die Hinterbliebenen zeigen Verhaltensweisen, die von emotionaler Kälte bis hin zu unkontrollierten Ausbrüchen reichen und so manch absurde oder gar komische Szene hervorrufen. Sie alle haben ihre unverrückbaren Erinnerungen und Vorstellungen von der Verstorbenen, die womöglich mit der tatsächlichen Person wenig zu tun haben. Im Aufeinanderprallen dieser gegenseitigen Positionen entsteht eine explosive Dynamik.

Beim Osaka Film Festival gewann Performing Kaoru’s Funeral den Japan Cuts Award, die bisher größte Auszeichnung für Regisseurin Noriko YUASA in ihrer bislang auf Kurzfilme und TV-Serien spezialisierten Karriere. Yuasa, die den Film auf eigenen Erlebnissen basiert, wird Japannual persönlich als Gast beehren. Mit ihrem Drehbuchautor Takato NISHI hatte sie 2015 bereits den Kurzfilm Girl, Wavering gedreht, für den sie eine Auszeichnung beim Skip City Filmfestival erhielt. Ihr bislang vorwiegend in Nebenrollen gebuchter Hauptdarsteller Kōji SEKI hat schon in Intolerance (JPL ’22) gespielt, war aber auch in Kiyoshi KUROSAWA’s diesjährigem Kurzfilm Chime. Die junge Chise NIITSU gehörte zu den vielbeschäftigsten Kinderdarstellerinnen in Japan und war bei Japannual 2020 bereits in Mrs. Noisy zu sehen.