Österreich: Johannes Gierlinger
72 min | DFDie nächste Station unserer „Balkanrouten“ ist Österreich. Von dort brechen wir aber gleich wieder auf, um uns auf Reisen Gedanken darüber zu machen wie kritisches Denken funktionieren könnte. Johannes Gierlingers Filme Die Ordnung der Träume und Remapping the Origins sind beide Filme des Suchens. Ihnen sind – wie dem gesamten Werk des Salzburgers – absolute Gewissheiten und vorschnelle Urteile fremd. Viel lieber nähern sie sich dem Fremden, dem Anderen, dem Unbekannten an. Das macht Gierlingers Arbeiten zu hochpolitischen Werken. Denn wo dem Fremden, Anderen, Unbekannten ohne vorgefasste Urteile gegenübergetreten werden kann, eröffnen sich Möglichkeitsräume, die im gegenwärtigen Alltag allzu dünn gesät sind. Möglichkeitsräume als Bild-Ton-Rhythmus-Räume, in denen die analogen Filmaufnahmen oftmals eine konkrete Wirklichkeit einfangen, während aus dem Off ebendiese Konkretheit in Frage gestellt wird. Dann, im nächsten Moment, kann es gleich wieder umgekehrt sein. Gierlinger bietet an, mit ihm auf Reisen zu gehen, mit ihm zu träumen, mit ihm neue Utopien zu erdenken. Theorie und Poesie wagen einen gewagten Tanz. Es liegt ein Hauch von Chris Marker in der Luft. Gierlinger nähert sich dem Nicht-Greifbaren an, um das im Gegenwartskino zu oft ein weiter Bogen geschlagen wird. In diesem Sinne stehen die Filme von Johannes Gierlinger für einen Gegenentwurf dominanten politischen Kinos, da sie sich nicht als praktische Handlungsanweisung, sondern als Suche nach dem Ungewissen verstehen.